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1700 Jahre Juden im Rheinland

Das Bild zeigt das Logo 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland

Festakt zum Auftakt des Jubiläumsjahres in der Synagoge in der Roonstraße zu Köln am 21. Februar 2021

Dem Anlass angemessen war der prominenteste Festredner Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Eine Ansprache hielt auch der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland. Erinnert wurde an die erste Erwähnung jüdischer Siedlung im Rheinland vor 1700 Jahren.

321 n.Chr. hatte der römische Kaiser Konstantin ein Dekret erlassen, mit dem er Juden grundsätzlich die Ausübung eines Stadtratsamtes im römischen Köln gestattete. Die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) wie Köln damals mit vollem Namen hieß, war die Hauptstadt der römischen Provinz Niedergermanien.

Vor 1700 Jahren ist somit bereits die Siedlung von Juden auf dem Gebiet des späteren Deutschlands belegt. Von Ländern wie Frankreich und Deutschland kann man erst nach den Teilungen des Frankenreiches im 9. Jahrhundert sprechen – es siedelten also bereits Juden auf dem späteren deutschen Staatsgebiet, noch bevor es Deutschland überhaupt gab!

Das Dekret Konstantins ist auch ein Beleg für die Gleichstellung der Juden mit den Angehörigen anderer Religionsgruppen im Römischen Reich.

Im Frankenreich wurden Juden auch mit diplomatischen Aufträgen betraut. So schickte Kaiser Karl der Große eine Gesandtschaft nach Bagdad zum Kalifen Harun ar Raschid. An ihrer Spitze stand ein Jude namens Isaak, der den kaiserlichen Auftrag erfüllte und Kaiser Karl als Geschenk des Kalifen den Elefanten Abul Abbas nach Aachen mitbrachte.

Später wurden Juden als Kammerknechte unter den Schutz des Kaisers gestellt. Als die Macht des Kaisers im Deutschen Reich immer mehr durch die Landesfürsten zurückgedrängt wurde, ging das kaiserliche Judenregal auf diese über.

Im 11. Jahrhundert siedelten Juden in Deutschland vor allem entlang des Rheins. Wichtigste Siedlungszentren waren Speyer, Worms und Mainz. Der sich sukzessive entwickelnde Antisemitismus wurde durch die Kreuzzugsidee entscheidend befeuert. 1095 hatte Papst Urban II. zum Kreuzzug aufgerufen und die sich sammelnden Kreuzfahrerheere verübten zahlreiche Gräueltaten an den Juden in Deutschland. Diese Form des Antisemitismus bezeichnet man als den religiösen Antisemitismus. Hinzu traten der wirtschaftliche Antisemitismus und ab dem 19. Jahrhundert dann der rassische Antisemitismus, der während des Dritten Reiches in einem millionenfachen Mord an den europäischen Juden gipfelte.

Auf dem Gebiet des heutigen Kreises Euskirchen können wir Juden erstmals im 14. Jahrhundert nachweisen. 1336 erlaubte Kaiser Ludwig IV. („Ludwig der Bayer“) dem Edelherrn Gerhard VI. von Blankenheim, 12 jüdische Familien in seiner Herrschaft anzusiedeln.

Im Herzogtum Jülich, dessen Mithauptstadt Münstereifel war, galt eine Einschränkung. Es durften sich nur 60 jüdische Familien im Herzogtum niederlassen und sie mussten „vergleidet“ sein. D.h. sie mussten gegen Zahlung einer Gebühr einen Geleitbrief (eine Urkunde, die sie schützte) erwerben. Im 14. und 15. Jahrhundert finden sich einige wenige Spuren jüdischer Siedlung in Münstereifel. Ende des 16. Jahrhunderts sind die ersten Namen jüdischer Einwohner überliefert. Die ersten Mitglieder der späteren Familie Nathan sind für das frühe 17. Jahrhundert belegt. Diese Familie wohnte bis zur Deportation 1941 in Münstereifel.

Während der französischen Besetzung des Rheinlandes (1794-1814) wurden die Juden mit ihren christlichen Nachbarn gleichgestellt. Napoleon verordnete 1808 mit einem Dekret, dass die Juden Familiennamen annehmen mussten.

Unter preußischer Herrschaft ging die Gleichstellung der Juden zunächst wieder verloren. Doch am 11. Juli 1843 wurde in der Rheinprovinz die Juden-Emanzipation eingeleitet. In Münstereifel besuchte ab 1849 mit Hermann Levy erstmals ein jüdischer Schüler das St.-Michael-Gymnasium. Sein Vater Samuel Levy war der erste jüdische Stadtverordnete. Insgesamt wurden zwischen 1859 und 1929 fünf jüdische Bürger in den Rat der Stadt Bad Münstereifel gewählt. Fünf weitere wirkten in den Ausschüssen des Rates mit. Die höchste Stellung in der Kommunalpolitik bekleidete Josef Apfel. Er gehörte dem Rat von Dezember 1919 bis Februar 1926 an und wurde am 10. Juni 1923 als Zweiter Beigeordneter zu einem der drei Stellvertreter des Bürgermeisters gewählt. Am 11. März 1924 leitete er die Wahl Rudolf Roths zum Bürgermeister.

Letzter Ratsherr mosaischen Glaubens war der Kaufmann Oskar Nathan, der als Vorsitzender des Gewerbevereins 1929 in den Rat gewählt wurde. Mit dem Beginn des Dritten Reiches wurden die Juden bereits früh schikaniert und vom sozialen Leben ausgeschlossen. Selbst aus Vereinen, die sie mitgegründet hatten, wurden sie entfernt. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ (September 1935) wurden ihnen die Bürgerrechte aberkannt. Der November-Pogrom 1938 („Reichskristallnacht“) bedeutete den wirtschaftlichen Tod. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Münstereifeler Juden, die nicht ausgewandert waren, deportiert und ermordet.

Mit dem Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof im Quecken, der Bronzestele in der Orchheimer Straße und insgesamt 36 Stolpersteinen (26 in der Kernstadt und 10 in Arloff und Kirspenich) erinnert die Stadt Bad Münstereifel an das Schicksal der Münstereifeler Juden während des Dritten Reiches.

Im Jubiläumsjahr, welches am 21. Februar 2021 in der Kölner Synagoge eröffnet wurde, sollen die vielfältigen Aspekte jüdisch-deutscher Geschichte in das Blickfeld gerückt werden. Es gilt, jüdische Kunst und Kultur und vieles mehr zu entdecken.

Das Jubiläumsjahr versteht sich auch als eine Möglichkeit, die Menschen einer Religionsgemeinschaft kennenzulernen, die seit nunmehr 1700 Jahren Teil unserer Gesellschaft und unserer Geschichte sind.

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