Dr. Hermann Pünder
* 01.04.1888 in Trier + 03.10.1976 in Fulda
Die Familie Pünder stammt aus der Eifel, genauer aus dem Mechernicher Raum, wo sie seit Jahrhunderten ansässig war. Nach einem wichtigen Amt im Bergbau, welches Männer aus der Familie über mehrere Generationen bekleideten, leitet sich der Familienname Pünder ab. Bereits Hermann Pünders Vater Josef Pünder legte 1862 am St. Michael-Gymnasium das Abitur ab, um dann Jura zu studieren. Diesen Spuren folgte nicht nur Hermann, sondern auch sein Bruder Werner Pünder.
Die Biografie Hermann Pünders ist von großer Aussagekraft, da sein Lebenslauf mit wichtigen Entwicklungen der deutschen Geschichte verbunden ist. Man darf ohne Übertreibung behaupten, daß sich in der Person Hermann Pünders ein Münstereifeler Abiturient zu einer Persönlichkeit der Zeitgeschichte entwickelt hat.
1906 Abitur am St. Michael-Gymnasium
1911 Promotion zum Dr. jur.
1919 Regierungsrat im Reichsfinanzministerium
1922 Heirat mit Magda Statz
1926 Staatssekretär der Reichskanzlei (vergleichbar dem heutigen Amt des Kanzleramtsministers)
Pünder leitet die Reichskanzlei bis 1932 unter folgenden Reichskanzlern:
Luther (Zentrum)
Wilhelm Marx (Zentrum)
Hermann Müller (SPD)
Heinrich Brüning (Zentrum)
Mit der Ernennung Franz von Papens zum neuen Reichskanzler endete am 2. Juni 1932 Pünders Tätigkeit als Staatssekretär der Reichskanzlei
1932 Ernennung zum Regierungspräsident in Münster
1933 Entlassung als Regierungspräsident durch das Naziregime
1944 Verhaftung durch die Gestapo (Geheime Staatspolizei); Gefängnishaft;
Anklage gegen Pünder wegen angeblicher Beteiligung am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944;
Verurteilung; Haft in Konzentrationslagern, u.a. Fürstenberg, Buchenwald und Dachau.
Rettung durch die Alliierten am 5. Mai 1945.
1945 Mitbegründer der Christlich-Demokratischen Union (CDU) in Westfalen.
Ernennung zum Oberbürgermeister der Stadt Köln, Nachfolger von Konrad Adenauer, den die Briten "wegen Unfähigkeit" entlassen hatten.
1946 Mitglied im Landtag des neu geschaffenen Landes Nordrhein-Westfalen
1947 Ernennung zum Oberdirektor der Bi-Zone. Bi-Zone bezeichnete damals die amerikanische und britische Besatzungszone, in der eine für beide Zonen zuständige deutsche Behörde eingesetzt wurde. Pünder war somit damals der höchste deutsche Beamte. Wichtigste Aufgaben stellten die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft und die Währungsreform am 20. Juni 1948 dar.
1948 In seinem Kölner Wahlkreis erringt Pünder überlegen ein Direktmandat für den 1. Deutschen Bundestag. Auch in der zweiten Legislaturperiode gehört er dem Bundestag als Abgeordneter an.
1952 Wahl zum Vizepräsidenten des Montan-Parlamentes der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS).
1953 Bundespräsident Theodor Heuß verleiht Pünder das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband; die Juristische Fakultät der Universität zu Köln verleiht Pünder die Ehrendoktorwürde.
1957 Pünder verzichtet auf eine erneute Kandidatur zum Deutschen Bundestag. Auf Grund seiner Verbundenheit mit Münstereifel und dem St. Michael-Gymnasium übernimmt er im gleichen Jahr den Vorsitz des Vereins Alter Münstereifeler.
1961 Auf Initiative Pünders wird der Jüdische Friedhof in Münstereifel erneuert und gepflegt.
1968 Unter dem Titel "Von Preußen nach Europa" erscheint Hermann Pünders Autobiografie in der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart.
1969 Wahl Pünders zum Ehrenvorsitzenden des Vereins Alter Münstereifeler
Wichtigste Buchveröffentlichungen von Dr. Dr. h.c Hermann Pünder:
"Politik in der Reichskanzlei. Aufzeichnungen aus den Jahren 1929 - 1932" herausgegeben von Thilo Vogelsang. Stuttgart 1961 "Von Preußen nach Europa" Deutsche Verlangsanstalt Stuttgart 1968