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Ansprache der Bürgermeisterin zum 3. Jahrestag der Flutkatastrophe

Liebe Bad Münstereifelerinnen und Bad Münstereifeler,
liebe Freundinnen und Freunde unserer Stadt,

als ich am Morgen des 15. Juli 2021 die Zerstörung in Bad Münstereifel sah, tiefe Krater, überall Löcher und schreckliche Schäden – da stockte mir der Atem. Es fühlte sich an, als ob das Herz dieser Stadt für immer zu schlagen aufgehört habe. Es war beinahe unmöglich, sich einen Weg durch die Orchheimer oder Werther Straße zu den Häusern und zu den Menschen zu bahnen. Es gab kein Vorankommen durch meterhohe Trümmer und riesige nasse Müllberge. Ich war erschüttert wie nie zuvor.

Als ich mich endlich bis in unsere Ortsteile durchgekämpft hatte, nahm das Gefühl der Erschütterung weiter zu. In Arloff waren die geteerten Straßen einfach weggerissen worden wie Pappe. In Iversheim türmten sich meterhoch die Trümmer und der Schutt links und rechts der Erft. In Gilsdorf hatte der Eschweiler Bach die gesamte Dorfmitte verwüstet. Und in Eicherscheid blickte ich auf das Gebäude der Firma Sieber, das von der Erft regelrecht entzwei gerissen und völlig zerstört worden war. In Schönau hatte die Flut Gärten und Terrassen hinweggeschwemmt und die Erde wie Flugsand davongetragen.

Es war zum Verzweifeln. Und die Menschen in der Kernstadt und den Ortsteilen waren verzweifelt. Doch es musste gehandelt werden und das taten vom ersten Moment an viele Mitstreiter. Es kamen unzählige Landwirte aus der Nachbarschaft mit Traktoren, Unternehmer, Geräteführer und ich-weiß-nicht-wer von nah und fern. Diese Menschen räumten nicht nur auf, sie stärkten uns. Was die Flut uns an Mut und Zuversicht nahm, gaben uns die Menschen zurück.

Wir sind jetzt im dritten Jahr nach der Flut – erst muss man sagen. Was wir – gemeint sind die Bürger*innen Bad Münstereifels, die Unternehmen vor Ort aber auch meine Mitarbeiter*innen in der Verwaltung und die Mitglieder des Stadtrates – seitdem geschafft haben, ist überwältigend und ein großer Kraftakt. Insgesamt ist der Wiederaufbau weit fortgeschritten, aber eben auch noch nicht abgeschlossen. Es gibt noch einige größere und kleinere Baustellen, sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortschaften. Wir gehen hierbei nach der Priorisierung vor, die unser gemeinsam beschlossener Wiederaufbauplan hergibt. Mittel von Land und Bund wurden hierin bereitgestellt und die wichtigen Infrastrukturen (Straßen, Wasser, Strom, Gas, Telekomunikation, Kanalisation etc.) wurden zuerst wiederhergestellt, genauso, wie Feuerwehrgerätehäuser, Schulen, Kitas und ähnliches.

Aktuell schließen wir in der Kernstadt die letzten Pflasterarbeiten ab. In Arloff und an der Hardtbrücke haben wir vor wenigen Tagen die wiederhergestellten Sportanlagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und auch der Wiederaufbau des Sportplatzes in der Kernstadt wird so schnell wie möglich folgen. Alle Brücken über die Erft haben wir instandgesetzt oder erneuert – jüngst in Iversheim. Ohne den großen Zusammenhalt aller Beteiligten wäre der heute sichtbare Fortschritt nicht möglich gewesen.

Bei aller Unterstützung, bei aller Entschlossenheit, bleibt dennoch auch viel Trauer bei uns Menschen in Bad Münstereifel. Es ist wichtig für die Narben auf unserer Seele, dass wir hin und wieder innehalten und gemeinsam gedenken. Gedenken der großen Verluste. Der geliebten Menschen, die wir in dieser Nacht verloren. Und dass wir auch an die Menschen denken, die ihr ganzes Hab und Gut, ihre Lebensgrundlage verloren – und nicht die Kraft finden, wieder von vorne zu beginnen.

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 veränderte sich die Welt für unzählige Menschen in unserer Stadt komplett. In Gedenken an diesen schrecklichen Moment und den damit verbundenen Verlusten bitte ich Sie jetzt gemeinsam mit mir einen Moment innezuhalten.

[Entzünden der Flutkerze der Gedenkfeier aus dem Jahr 2023]

Eine besonders schöne Idee, die von unserer Bürgerschaft unterstützt wurde, ist diese Freitreppe, die an einem durchbrochenen Mauerstück an der Erft entstanden ist. Sie ist ein Ort des Erinnerns mit alten Pflastersteinen, die Motive der Flut tragen. Sie ist aber auch ein Ort, an dem wir Bad Münstereifler uns mit der Erft versöhnen können und uns wieder an ihrem Plätschern erfreuen werden. Lassen Sie uns dies nun gemeinsam tun.

Ihre Bürgermeisterin
Sabine Preiser-Marian

 

[Die Ansprache hielt Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian am Abend des 14. Juli 2024 bei einem gemeinsamen Innehalten an der Freitreppe, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen waren.]

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