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"Eichelhäher-Projekt" der Naturschutzstation Bad Münstereifel

Das Bild zeigt einen Eichelhäher-Tisch

Ein "Eichelhäher-Tisch"

Das Bild zeigt die Herstellung eines Eichelhäher-Tisches

Die Tische wurden in der Naturschutzstation hergestellt.

Der Eichelhäher gehört zu den vergesslichsten Vögeln im Stadtwald. Zum Glück für uns, denn die zu den Rabenvögeln gehörende Vogelart verteilt den Samen von Waldbäumen als Wintervorrat im Waldboden, verzehrt ihn aber nur zum geringen Teil. Der Forstbetrieb der Stadt Bad Münstereifel macht sich diese Eigenart des Vogels zunutze, um die großen Schadensflächen mit Buchen und Eichen wieder aufzuforsten.

Der Eichelhäher unterstützt den Waldumbau, fördert die biologische Vielfalt und hilft damit, unseren Stadtwald klimafit zu machen. Seine forstliche Bedeutung bei der Gestaltung von Mischwäldern ist lange bekannt und wird hoch geschätzt. Erfahrungen aus langjährigen Waldbauversuchen zeigen, dass bei den großen Schadflächen im Stadtwald auch er waldbaulich helfen kann, um klimastabile Mischwälder aufzubauen. Der Forstbetrieb der Stadt deckt ihm daher aktuell wieder den Tisch.

Für den Eichelhäher den Tisch gedeckt

In den großflächig absterbenden Fichtenwäldern sind oft keine Mischbaumarten und damit keine  Samenbäume vor Ort vorhanden. Genau auf diesen Waldflächen werden jetzt sog. Häher-Tische aufgestellt und mit Bucheckern und Eicheln bestückt. Einmal bemerkt, fliegt der Eichelhäher die Tische ständig an und vergräbt die Früchte, bis der Teller leer ist. Zum Teil mehrere Eicheln auf einmal transportiert der Eichelhäher in seinem Kehlsack und Schnabel vom Fundort zum Versteck. Insgesamt können es mehrere Tausend Eicheln und Bucheckern werden, die er im Waldboden  vergräbt.   

Im Winter, wenn er keine Nahrung mehr findet, erinnert er sich an seine so angelegten Vorräte – aber nicht an alle. Die solchermaßen vergessenen Früchte treiben im nächsten Frühjahr als kleine Eichen und Buchen aus, an Standorten, wo sie in Ermangelung von Samenbäumen ohne die Hilfe des Vogels nicht hingekommen wären. 

Das „Eichelhäher-Projekt“ wurde tatkräftig von den Kindern der Herbstferienaktion der Naturschutzstation Tongrube Toniunterstützt. So sammelten die Kinder der Ferienaktion das Saatgut unter qualitativ hochwertigen Traubeneichen und Rotbuchen im Stadtwald. Unterstützt von der FÖJ´lerin, die im Rahmen eines „Freiwilligen Ökologischen Jahres“ umfassende Einblicke in den Forstbetrieb bekommt.

Auch die kleinen Eichelhäher-Tische wurden im Projekt gebaut und gemeinsam mit dem Revierförster auf den zur Aufforstung vorgesehen Waldflächen aufgebaut.

Im Verlauf des Herbstes werden die Eichelhäher Tische dann alle paar Wochen mit frischen Eicheln und Bucheckern aus dem Forstsamenkamp nachgefüllt. Beim Abholen der Früchte vom Tisch muss der Eichelhäher qualitativ schlechte Früchte aussortieren, da beim Nachlegen regelmäßig taube Eicheln und trockene Früchte als Reste vorzufinden sind.

Der mit dem Eichelhäher pflanzt (Eichelhäher-Saat)

Die gezielte waldbauliche Einbindung des Eichelhähers ist nicht neu aber wichtiger denn je. Das „Eichelhäher-Projekt“ mit den Kindern ist eine Maßnahme zur Umweltbildung und eine weitere Alternative zur Schaffung von Mischwäldern auf Großschadensflächen im Stadtwald.

Die Kinder bekommen gleichzeitig praktische Erfahrungen im Umgang mit Holzarbeiten, verstehen Zusammenhänge des Waldes und die Notwendigkeit, praktischen Klimaschutz umzusetzen. Noch dazu hatten alle viel Spaß bei diesem nachhaltigen Herbstferienerlebnis, das von Juliane Helmling geleitet wurde (www.naturschutzstation.info, www.apfelzwerg.eu)

Dank der aktuell sehr üppigen Eichelmast konnten Forstbetrieb und Kinder beim Sammeln aus dem Vollen schöpfen. Zudem wurden wieder Eicheln in einer Gesamtmenge von fast zwei Tonnen an zwei Forstbaumschulen verkauft. Daraus werden neue Eichen-Setzlinge gezogen.

Eichelhäher-Eichen mit Zukunft

Die kleinen Eichen profitieren von den absterbenden Fichtenbeständen: Hier dringt das Licht jetzt bis zum Waldboden und die lichthungrige Eiche kann loslegen. Allerdings hat sie ein enges Zeitfenster bevor Gras und Brombeeren ebenfalls loslegen und die Fläche „dicht machen“.

Etliche Laubhölzer wie Birke, Eberesche, Weide oder Aspe siedeln sich schnell als Pionier-Bäume an. Diese Baumarten ziehen die Eichen mit in die Höhe, aber sie muss bereits vorhanden sein und idealerweise einen Wuchsvorsprung haben, da sie langsamer wächst, oder wie der Revierförster sagt: „Die Eiche muss den Himmel sehen“.

Wenn die Gesamtsituation passt, reichen 50-60 Eichelhäher Zukunftsbäume je Hektar, allerdings ist eine ständige Beobachtung mit sensiblen Pflegeeingriffen in den kommenden Jahrzehnten zur Etablierung der Eiche sehr wichtig. Eichenwirtschaft ist daher mühsam und sehr langwierig. Sie lohnt sich aber, denn die Eiche ist auf dem Holzmarkt immer gefragt. Was aber die wenigsten wissen, ist, dass an die Eiche von allen heimischen Baumarten die meisten Insekten, Pilze und Vogelarten gebunden sind. Daher ist sie für die Biodiversität von höchstem Wert.  

Der Eichelhäher schafft Mischbestände zum Nulltarif und damit mehr Vielfalt in Bezug auf Lebensräume und Arten, mit stadteigenem Saatgut. Außerdem hilft er einer wichtigen Baumart mit forstlich langer Tradition und holzwirtschaftlich großer Bedeutung im Stadtwald Bad Münstereifel.

Die Eiche wird auch unter den prognostizierten Klimaveränderungen im heimischen Stadtwald wichtig bleiben und ihren Status langfristig ausbauen. Damit wird auch die waldbauliche Arbeit des Eichelhähers bedeutsamer. Seine Leistungsfähigkeit im Ökosystem Wald hat er bereits bewiesen, dafür deckt ihm der Forstbetrieb der Stadt Bad Münstereifel gerne regelmäßig den Tisch.

Kontakt

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Marktstraße 11-15
53902 Bad Münstereifel

Tel: 02253/505-0
Fax: 02253/505-114
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