Am 15. Juli 2023 hat Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian gemeinsam mit ihren Stellvertretern und den politischen Vertretern von Bad Münstereifel die Freitreppe an der Erft eröffnet. Zuvor gedachte sie den fünf Opfern der Flutkatastrophe auf dem Stadtgebiet, Pfarrer Robert Rego segnete gemeinsam mit Armin Reichert die Treppe ein. Lesen Sie hier die Rede der Bürgermeisterin zu diesem Anlass:
Lieber Pfarrer Rego, lieber Robert; Sehr geehrter Landrat, lieber Markus, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Politik und Verwaltung, liebe Gäste, Medienvertreterinnen und -vertreter, verehrte Anwohnerschaft, Freunde und Unterstützer von Bad Münstereifel, lieber Ludger, lieber Kurt als meine Stellvertreter, sehr geehrte Vertreter des Bau- und Planungsfirmen, liebe Mitarbeiter der Stadtwerke,
wir stehen heute an einer besonderen Stelle in Bad Münstereifel, denn genau hier hat die Flut vor zwei Jahren ein gewaltiges Loch in die Erftmauer gerissen. Die Zerstörung der massiven Mauer macht die gewaltige Kraft der Wassermassen eindrücklich deutlich. Seitdem haben wir alle die Ärmel hochgekrempelt, gemeinsam angepackt, uns gegenseitig getröstet und sind oftmals über unsere Grenzen gegangen, um unsere historische Stadt mit ihren schönen Dörfern wieder aufzubauen. Und ja, es gab und gibt auch Momente der Frustration, weil Dinge nicht voran gehen und der Weg endlos zu sein scheint.
Für mich und viele andere Bad Münstereifeler wird der Jahrestag dieser Katastrophe immer ein emotionaler Tag sein, denn die Flut hat viel Leid über die Menschen dieser Stadt gebracht. Fünf Menschen verloren im Stadtgebiet ihr Leben. An sie – und an die Menschen, die in den anderen betroffenen Flutgebieten gestorben sind – denke ich in diesen Tagen besonders. Für sie zünde ich nun eine Kerze an und bitte Sie alle, nach einem kurzen Gebet, um eine Schweigeminute in Gedenken an die Opfer.
'Guter Gott, wir beten für alle, die gestorben sind, die leiden müssen, die ihre Liebsten verloren haben. Schenke Ihnen Trost und Kraft und stehe Ihnen bei, ihr Leben wiederaufzubauen. Wir bitten für alle Rettungskräfte, gib Du ihnen weiterhin die nötige Stärke und Ausdauer. Bitte halte und stützte uns weiterhin in diesen schwierigen Zeiten. Wir schweigen und gedenken. (Schweigeminute) Amen.'
Ich denke in diesen Tagen auch an die vielen helfenden Hände, insbesondere an die vielen jungen Leute, die aus allen Teilen Deutschlands zu uns gekommen sind und uns in der schweren Zeit Mut und Zuversicht geschenkt haben. Dafür an dieser Stelle nochmal mein herzliches Dankeschön! Danken möchte ich auch Ihnen, lieber Landrat, lieber Markus, und Ulrich Ley für die Hilfe seitens des Kreises Euskirchen bei der Bewältigung der Flutfolgen. Bis heute erhalten die Bürgerinnen und Bürgern in der Kurverwaltung wichtige Unterstützung bei der Beantragung der Wiederaufbauhilfen. Und die Antragsfrist ist jetzt zum Glück seitens des Landes NRW nochmal verlängert worden.
Die Ereignisse des 14. und 15. Juli haben bei vielen Bürgerinnen und Bürger tiefe Narben hinterlassen, die bis heute wehtun. Deswegen ist es enorm wichtig, dass es nach wie vor Hilfsangebote von Psychologen und Notfallseelsorgern wie von den Maltesern, dem Netzwerk Psychosoziale Hilfe, der Caritas Fluthilfe und dem Hochwasser-Hilfebüro der Diakonie gibt. Einige sind hier mit eigenen Ständen vertreten, Herr Moenks und Herr Schmitz sind heute persönlich anwesend. Vielen Dank auch für Ihre/Eure wertvolle Hilfe und Unterstützung!
Nach zwei Jahren Flut ist es gut, dass wir auch Momente der Normalität wieder genießen können, wie etwa die traditionelle Kirmes in Bad Münstereifel, die jedes Jahr am dritten Juli-Wochenende stattfindet. Dieses Jahr fällt sie genau auf den Jahrestag der Flut und sorgt für Trubel um uns herum. Denn die Kirmestage sind fester Bestandteil im Leben vieler Bürgerinnen und Bürger und ich finde es schön, dass wir beim Zusammensein und in dem gemeinsamen Feiern nicht nur ein Stück Normalität, sondern auch die Gemeinschaft wieder erleben können, die uns nach der Flut getragen und geprägt hat.
Denn trotz aller Zerstörung hat die Flut auch etwas Neues entstehen lassen: Im Januar 2022 haben Rat und Verwaltung ein ganz besonderes Projekt für Bad Münstereifel ins Leben gerufen - den Bau einer Freitreppe, und zwar genau hier an dem von der Flut durchbrochenen Stück der Erftmauer. Die Freitreppe hält die Erinnerung und Mahnung an die Flutnacht wach, gleichzeitig ist sie ein starkes Symbol dafür, was wir mit der Hilfsbereitschaft vieler Menschen und dem Zusammenhalt und dem Mut der Münstereifler nach dem schlimmen Ereignis Alles geschafft haben.
Und wenn ich auf die letzten zwei Jahre zurückblicke, haben wir wirklich Vieles geschafft und darauf können wir gemeinsam stolz sein: Bereits nach einem Jahr konnten unsere Geschäfte mit einem Silent Opening größtenteils wieder eröffnen. Zu den bisherigen Geschäften sind sogar neue hinzugekommen, auch einige Cafés. Inzwischen sind bis auf Restarbeiten alle städtischen Schul- und Kitagebäude sowie drei Feuerwehrgerätehäuser in Schönau, Eicherscheid und Arloff wieder hergerichtet. Das Feuerwehrgerätehaus in der Kernstadt wird an gleicher Stelle und nach dem neuesten Stand der Technik wiederaufgebaut. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Kameradinnen und Kameraden unserer Feuerwehr für ihre geleistete Arbeit und ihr unermüdliches Engagement.
Die massiv zerstörten Straßen und Brücken zwischen Werther Tor und Orchheimer Tor sind fast durchgehend erneuert und mit barrierearmem Pflaster und wasserdurchlässigem Fugenmaterial versehen, die Erftmauern der Kernstadt hochwassergesichert wieder aufgebaut. Zurzeit werden in Iversheim die beschädigten Brücken und in Arloff die Erftmauern saniert und neu aufgebaut – und auch hier denken wir natürlich den Hochwasserschutz gleich mit. Im Anschluss werden die zerstörten und provisorisch aufgebauten Straßen endgültig saniert. Es gibt also noch Einiges zu tun – ob im Privaten oder Öffentlichen. Ich sehe trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft, dass unser Bad Münstereifel mitsamt seinen schönen Dörfern wieder glänzen wird.
Ich freue mich, dass wir mit der Freitreppe einen lebendigen Ort der Begegnung geschaffen haben. Wir machen das Wasser erlebbar ohne dabei die Gefahren, die davon ausgegangen sind, zu vergessen. Es entstehen Verweilmöglichkeiten für Jung und Alt, für Bürgerinnen und Bürger genauso wie für Besucherinnen und Besucher. Und es bietet sich auch die Chance, die Treppe für kulturelle Aktionen und Events zu nutzen. Dem Wasser wird an dieser Stelle mehr Raum gegeben und einsetzbare Schotts schützen vor dem Auslaufen bei einem möglichen Hochwasser.
Ein besonderes Element der Treppe sind die alten Pflastersteine, die in das Bauwerk integriert sind, und Motive der Flut aus Bad Münstereifel tragen. Diese „Foto-Pflastersteine“ hat der Fotograf Joachim Rieger in einem aufwendigen und hochwertigen Druck gestaltet. Jeder Stein ist ein Unikat, so wie jede Erinnerung an die Flut einzigartig ist. Schön, dass Sie heute persönlich hier sind Herr Rieger und uns gleich gemeinsam mit Herrn Bühl etwas mehr zu den Flutsteinen erzählen werden. Zwei Jahre nach der Flut sind die Bauarbeiten jetzt abgeschlossen und wir können heute zusammen die Einweihung und Einsegnung der besonderen Treppe feiern.
Nach den Worten der Bürgermeisterin sprach Pfarrer Robert Rego ein Gebet und segnete die Freitreppe, begleitet von Armin Reichert vom Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde, ein. Im Anschluss erklärte der Fotograf Joachim Rieger, wie er auf die Idee der bedruckten Stein kam und wie das Druckverfahren funktioniert. Der Stadtverordnete Andy Bühl, der sich um Sponsoren für die Erstellung der Steine gekümmert hatte, listete die Namen der Sponsoren auf, bevor es zur offiziellen Freigabe der Treppe ging, die musikalisch von Vassil Svechterov begleitet wurde.
Mehr Infos zu Freitreppe gibt es hier.